5 Dinge, die ich von Eric Kim in der Street Photography gelernt habe!

Der nächste in der Runde, nach Martin U Waltz, ist Eric Kim. Im September 2019 habe ich es endlich auf einen Workshop von Eric Kim geschafft – das war ein lang gehegter Wunsch von mir. Es war großartig – so viel sei schonmal gesagt. Einzelheiten erzähle ich jetzt …

Natürlich sind einige der Tipps sicherlich auch schon an anderer Stelle oder von anderen Fotografen genannt worden. Ich schreibe hier nur, von wem ich den Tipp bekommen habe – mehr nicht.

I love this guy 🙂

Eric Kim verfolge ich seitdem ich mit der Street Photography angefangen habe – er war auch mit ein Grund, mich tiefer mit dem Thema „Street“ zu befassen. Ich mag seine Art einfach unheimlich gerne. Ein Typ voller positiver Energie. Viele mögen von seinem YouTube Kanal halten was sie wollen. Ich für meinen Teil werde gut unterhalten, auch wenn es oft nicht um Street Photography bei ihm geht, so finde ich es zu meist doch sehr inspirierend.

Eric selbst sagt über seinen Youtube Kanal, daß es ein Kanal für ihn, seine Familie und Freunde ist – und natürlich für alle, die es interessiert. Das heißt es geht nicht immer um die Street Photography bei ihm, sondern um alles, was ihn beschäftigt und bewegt. Eine Art künstlerisches Tagebuch, wenn man so will.

Eric Kim und Barbara Anne (Workshop Teilnehmerin)

Zum Start des Workshops hat Eric sich mit jedem Teilnehmer unterhalten, wo die Wünsche, Ängste und Vorstellungen in Sachen Street Photography liegen. Für jeden Teilnehmer gab es dann auch gezielte Anregungen, z.B. „Du fotografierst jetzt bitte die nächste Stunde alles mit Fix-Fokus auf 1 m“. Ahhhhh …. hihi.

Du machst nichts falsches, daher hab keine Angst!

Eric Kim

Die Workshop Tipps gingen dann auch stellenweise über den eigentlichen Workshop hinaus. Eric gab Anregungen, was die nächsten Schritte sein können – für jeden individuell. Er hat sich für jeden Teilnehmer sehr interessiert, und nach Plänen und Wünschen gefragt und diese gezielt mit hilfreichen Tipps bereichert.

1. Sammle 10 “ Nein’s“

Berlin 2019

Das hatte ich schonmal in Eric’s Buch „50 Tipps für den schnellen Einstieg“ gelesen. Meinem ersten Street Photography Buch – welches ich heute noch gerne zur Hand nehme.

Die Idee dahinter ist so einfach wie schwer. Diese Übung setzt direkt bei der (anfänglichen) Angst an, fremde Leute zu fotografieren. Die ersten paar mal rutscht einem noch das Herz in die Hose, man merkt aber sehr schnell, daß man sehr viele Ja’s bekommt, wo man eigentlich mit einem Nein gerechnet hat. Im Workshop war es so, daß ich am Ende der gegebenen Zeit für diese Aufgabe wirklich Gas geben musste, um die 10 Nein’s voll zu bekommen.

Du mußt abgefahrenere Leute fragen!

Eric Kim auf meine Feststellung, ich bekomme zu wenig „Nein’s“

So habe ich zum Ende hin doch noch meine 10 Nein’s bekommen. Aber da musste man sich schon ordentlich für anstrengen. Viele fragten, für was ich die Fotos brauche oder wo sie genutzt werden sollen. In dem Fall habe ich den Workshop erwähnt, womit es dann für alle, die ich fotografieren durfte, ok war.

Es gibt ja den netten Spruch:

Fremde sind Freunde, die man noch nicht kennt!

Sprichwort

Und genau so ist es auch! Durch die Street Portraits kommt man direkt mit den fotografierten Leuten in Kontakt und tauscht sich aus. Ein tolles Plus zur „normalen“ Street Photography, wie ich finde, die ja doch eher „kontaktlos“ verläuft – im besten Fall 🙂

Neue Aufgabe

So war eine andere Aufgabe interessante Leute OHNE Fragen zu fotografieren. Der gängige Weg, sagst du jetzt. Stimmt. Aber die Aufgabe lag darin, keine große Sache daraus zu machen – also nicht aus der Hüfte, oder im Unsichtbar-Modus oder sonstige Unauffälligkeiten.

Sehen, fotografieren, und nach dem Foto lächeln, sich bedanken und weitergehen. Diese Aufgabe ist doch um einiges „intensiver“ als die Aufgabe davor und kurz vorm Auslösen geht einem schon ein wenig mehr die Pumpe als bei der ersten Aufgabe. Es kann ja schließlich alles passieren …

Hin und wieder gab es natürlich auch bei dieser Übung dann Reaktionen der Fotografierten, die wissen wollten (zu Recht) was das denn nun war und wofür das Foto benutzt wird. Hier immer freundlich sein, das Foto gerne auch zeigen und ins Gespräch kommen. Zu diesem Zweck habe ich neuerdings immer ein kleines Mini-A6-Heftchen mit Arbeiten von mir dabei. Dazu aber an einer anderen Stelle mal mehr – da schreib ich noch einen gesonderten Blogeintrag dazu.

Begleitheftchen zum Zeigen (Format A6)

Ich biete auch immer an, das Bald den betroffenen Personen per Email zukommen zu lassen – oder, wenn es nicht gefällt, auch zu löschen. Im Gespräch erzähle ich dann von meiner Passion der Street Photography und was sie für mich bedeutet – und eben auch, was ich damit bezwecken möchte. Wenn alles gut geht ist der Antrieb, neben dem Spaß und dem Austausch mit den Menschen, für mich die Möglichkeit, vielleicht ein Stück Zeitgeschichte festzuhalten und zu bewahren. Vielleicht schauen sich ja in 20, 30 oder gar 50 Jahren manche meine Bilder von heute an und freuen sich darüber. Ein schöner Gedanke.

2. Schau dir deine Bilder in „klein“ an

Zu komplexe Bilder verlieren in kleiner Darstellung schnell an Wirkung oder sind überhaupt nicht mehr zu erkennen. Schaffe „starke“ Bilder durch klare Linien, Formen und Aufbau. Bilder die in klein bereits wirken und funktionieren sind die Bilder, um die es uns gehen sollte.

Im Workshop haben wir später zusammen unsere Fotos analysiert und dazu die Bilder auch mal komplett „weichgezeichnet“ bzw. abstrahiert, um nur noch Formen zu erhalten und so den Bildaufbau besser zu verstehen und zusehen, ob das Bild von einfachen Formen lebt oder zu komplex ist.

Abstrahiere deine Bilder und schau dir die Komposition an (München 2020)

Eric empfiehlt die Methode auch mal bei Bildern die dir gefallen und nicht von dir sind anzuwenden, um eine einfache Analyse der Bilder durch Abstraktion zu erreichen. Schau dir Fotos deiner Vorbilder an und frage dich, wieso dir eine bestimmte Fotografie so gut gefällt. Ist es der Moment, der Bildaufbau, die Situation …? Und wie kannst du diese Erkenntnisse in deine Bilder übertragen.

Erik ist ein Freund des Minimalismus und er sagt, halte deine Bilder – genau wie alles andere auch 🙂 – simpel! Was uns direkt zum nächsten Learning bringt.

3. Make it simple

Berlin 2019

Wie gerade erwähnt ist Eric ein riesen Freund, die Dinge so einfach wie möglich zu halten. Ob das seine Kleidung ist, seine Art zu Reisen (hier hat er übrigens ein neues Heftchen „Travel Notes“ aktuell draußen – ich mag die kleinen Teile sehr von ihm – gibts als PDF und Print Version), oder zum Beispiel die Kamera Einstellungen komplett auf Automatik und auch JPG zu stellen.

Ich habe eine ganze Zeit seitdem ausschließlich in JPG fotografiert. Und es ist wirklich eine feine Sache. Die Qualität der aktuellen Kameras ist schon sehr sehr gut „out of cam“ und man hat deutlich kleinere Dateien. Auch wenn man vielleicht gleich mit JPG Schwarzweiß aufnimmt, gibt man den Motiven (und auch den Kameraeinstellungen) viel mehr Aufmerksamkeit, weil es später eben kein Umwandeln mehr gibt. Das Bild ist so, wie du es aufgenommen hast. Bisschen an den Reglern drehen geht natürlich immer und sollte auch Teil des ganzen Prozesses sein. Ich für meinen Teil widme mich gern der späteren Bildbearbeitung. Nicht übermäßig lange, aber doch um die ein oder andere Feinheit raus zuarbeiten, wenn erforderlich.

Nächste Challenge: JPG und Automatik, yes! 🙂

4. Make Art, not Pictures!

München 2020

Die Bilder können (sollten), laut Eric, ruhig weg von dem Gewohnten gehen. Abstrakt sein, hohe Kontraste aufweisen, nicht zu Nah an der Realität sein. Eben mehr Kunst als Foto sein.

Als Street Photograph, als der man auch Momente festhalten will für die Generationen, die nach uns kommen, sicherlich nicht auf Dauer zielführend. Aber ein Versuch, mal das ein oder andere Bild abstrakter zu halten, ist es bestimmt wert. Vielleicht entstehen so ja auch ganze Serien in einem Stil, der vielleicht zum genaueren ansehen und verweilen anregt. Ja, auch eine Eigenschaft, die ein gutes Foto beinhalten sollte. Jetzt mal ganz gleich in welchem Genre die Fotografie zu Hause ist.

Berlin 2019

Zu diesem Zweck befinde ich mich gerade noch in einer Art Findungphase und probiere aktuell sehr viel mit Blitz aus. Für alle, die das auch ausprobieren möchten: man ist einen Ticken auffälliger unterwegs mit Blitz – lol. 🙂

5. Mach ein Magazin

Meine erste Magazin-Ausgabe … kommt bald.

Best-Of PDF

Was tun mit all‘ den Bildern, die nun ein tristes Dasein auf der Festplatte führen? Neben Social Media Kanälen wie z.B. Instagram oder Flickr gibt es noch die Möglichkeit einer Ausstellung (auch eine wahnsinnig tolle Sache, aber mit wirklich viel Aufwand und Kosten verbunden – wenn da Interesse besteht, schreibe ich dazu mal was) oder eben deine besten Bilder des Jahres in ne PDF zu packen und an alle Freunde und Bekannte zu schicken. Per Mail.

Ich wette viele deines Umfeldes wissen gar nicht, was für coole Fotos du so machst. Bei mir ist es definitiv so, dass wirklich nur wenige im Bekanntenkreis das stetig verfolgen was ich so treibe.

Eine einfache PDF und ein paar nette Zeilen bringen deine Arbeiten gleich einem größeren Publikum näher. Wer weiß welches Feedback zurückkommt oder sich sonst daraus ergeben wird.

Ein eigenes Magazin

Ich wollte noch einen Schritt weitergehen und bastel gerade mein eigenes Magazin meiner besten Bilder von 2019. Leider zieht es sich schon viel zu lange. Das ist so ein Punkt an dem ich extrem arbeiten muss in 2020: Dinge angehen und dann durchziehen! Fertig machen und nicht rumeiern. Kennst du das auch? Schrecklich. In der Coachingsprache heißt es ja, Ideen, die du nicht innerhalb 72h angehst, haben so gut wie gar keine Chance mehr auf Erfolg (an der Stelle Winke ich mal zu Calvin Hollywood rüber, von dessen Ideen und Ansätzen ich schon viel im Business mitnehmen konnte).

Mein Magazin wird jetzt kein Konkurrenzprodukt zu Soul of Street oder dergleichen, Gott bewahre, nein. Die Jungs machen das übrigens ganz große klasse! In meinem Magazin wird es um meine Erfahrungen gehen, um Orte und Menschen, mit denen ich 2019 fotografiert habe und welche Learnings es dabei gab. Falls du Interesse hast an dem Magazin, schreib mir gerne eine Email – ich halte dich dann auf dem Laufenden, wenn es endlich soweit ist.

Zurück zu deinem Best-of-PDF: Los gehts, bastel dir also eine schöne PDF mit deinen besten 10, 20 oder 30 Bildern und schick sie rum. Ich denke viele freuen sich darüber, mal zu sehen was du so treibst.

Das wars an der Stelle. Schön, wenn du was für dich mitnehmen konntest. Gib mir gerne Feedback und lass uns in Kontakt bleiben.

Bis dahin alles Gute und kein Corona,
dein Mark

Comments 6

  1. fein zu lesen, das andere (grosse) streeter so unterwegs sind wie ich … simple!! die idee ein eigenes magazin zu machen, finde ich super … eine ausstellung ist toll, ist jedoch ein invest in zeit, energie & geld … warum nicht eine „guerillaaustellung“ im öffentlichen raum wie parkhaus, bahnhof, flughafen oder einfach nur die nächsten zwei blocks in der nähe deines zuhauses?!! kostet nicht soooo viel & braucht „nur“ manpower … das feedback ist grandios & wirklich abseits der medialikes, ehrlich. in diesem sinne … danke für den artikel … beste grüsse jfk

  2. Post
    Author

    Lieber Jens,
    ganz lieben Dank für dein tolles Feedback und die Idee mit der Guerilla-Ausstellung. Auch eine schöne Sache, um seine Arbeiten zu zeigen. Zudem kommt man sicherlich ins Gespräch mit dem ein oder anderen Interessenten.
    Grundsätzlich finde ich alles, was wieder mehr im „Offline“ liegt, sehr erfrischend und sowas von gehaltvoll. So wie du sagst, man bekommt echtes und ehrliches Feedback zu seinen Werken. Mag ich auch sehr.
    Liebe Grüße, Mark

  3. Hallo lieber Mark,

    danke für den Artikel, ich hab ihn mit großem Interesse gelesen und find alle Deine Tipps super hilfreich! Eric Kim ist halt eine besondere Nummer!
    Besonders der Tipp – „make art not pictures! “ hat´s mir besonders angetan. Dokumentation des täglichen Lebens auf der Straße ist halt meistens nicht besonders spannend, wenn wir daraus Kunst machen, dann passiert was!

    Danke auf für die Mühe alles für uns aufzuschreiben!
    Liebe Grüße und bis bald wieder auf der Straße,

    Ralph

    PS: wo hast Du denn das kleine Magazin drucken lassen? Super Idee!!

  4. Post
    Author

    Lieber Ralph,
    vielen Dank für deinen Kommentar – freut mich sehr. „Make Art not Pictures“ war auch so der Punkt, mit dem ich mich noch lange nach dem Workshop auseinandergesetzt habe und der viel Potential in sich birgt.

    Das kleine A6 Heftchen hab ich bei https://www.wir-machen-druck.de drucken lassen. Dazu bring ich aber noch einen eigenen Blogbeitrag in Kürze raus. Jetzt geht das alles auch ein wenig zackiger … jeden Montag soll ein neuer Eintrag kommen, ab jetzt!

    Freu mich auf ein baldiges Treffen …
    Beste Grüße,
    Mark

  5. Super, danke Mark,

    dann probier ich das Magazin mal aus und „create“ statt „document“!

    Bis bald wieder,
    liebe Grüße,
    Ralph

  6. ONLY shoot RAW if, as you say, you want to work on the images later. Or if you can, use a camera (Nikon) which shoots JPEG + RAW at the same time. Get an old version of LightRoom on CD. No expensive subscription. Quite adequate. I use LR 5.

    For street portaits, look profesional, use the biggest camera you can afford. That way people take you seriously. A 5 book is a great idea. Have a business card with you. Just call yourself a „Photograper“.

    Hope this helps.

    Andy Miller, Photographer, Berlin,

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